Die Artikelserie „Mein Verein“ in der Rheinischen Post am 28. August 2018

Ein Artikel in der Rheinischen Post / Grenzland Kurier am 28. August 2018
von Herrn Joachim Burghardt und mit Foto von Herrn Jörg Knappe:

Die Welt der Briefmarken
Für die Briefmarkenfreunde Nettetal sind die Postwertzeichen
historische und künstlerische Dokumente

Auf der Jagd nach der Blauen Mauritius, einer der wertvollsten Briefmarken der Welt, ist keiner von ihnen. „Uns geht es nicht ums große Geld. Uns geht es ums Sammeln und Tauschen, um besondere Motive“, stellt Matthias Kästner (59) klar. Für den Vorsitzenden der Briefmarkenfreunde Nettetal ist Philatelie, so der Fachbegriff fürs Forschen und Sammeln rund um Briefmarken, „ein beliebtes und aktuelles Hobby“ – selbst in Zeiten des digitalisierten Postwesens.

„Briefmarken sind historische oder künstlerische Dokumente“, sagt Stephan Heidenfels (50). Das gelte auch für Postkarten und Münzen, die ebenfalls von vielen Mitgliedern im Verein gesammelt werden. Für den stellvertretenden Vorsitzenden ist es ein besonderes Merkmal des Vereins, dass die Mitglieder regelmäßig zu Tauschabenden zusammenkommen. „Irgendwer hat immer irgendwas, das einen interessiert, dass man vielleicht ins seiner Sammlung haben möchte“, sagt er. Man berate Interessenten über den Aufbau einer Sammlung und veranstalte die großen Niederrhein-Tauschtage in der Gesamtschule Nettetal in Breyell.

Rund 60 Mitglieder zwischen 15 und 90 Jahren hat der Verein nach Kästners Angaben, die meisten seien Mitte 60. Das jüngste Mitglied wird in der Vereinszeitschrift „Nettephila“ zitiert: „Zum Sammeln bin ich gekommen, als ich ein kleines Album meiner Mutter gefunden habe“, berichtet darin der 15-jährige Niclas Wiegmann. Vor allem das Motiv „Luftfahrt“ habe es ihm angetan. „So ähnlich ist es den meisten von uns früher ergangen“, sagt Heidenfels und schmunzelt.

Er selbst habe zur Erstkommunion ein Briefmarkenalbum bekommen. „Ich wurde neugierig, und irgendwann fing ich an zu sammeln“, erinnert er sich. So ein Einstieg ins Hobby ist laut Kästner heute allerdings wohl eher die Ausnahme.„Jüngere lernen die Welt der Briefmarken im Alltag kaum kennen. Die Kommunikation läuft weniger per Brief, stattdessen per E-Mail oder über soziale Medien“, sagt er.

Die beiden hadern mit der Deutschen Post, die durch die Porto-Erhöhungen das Hobby für Sammler, die sich für neue sogenannte Postwertzeichen interessieren, immer teurer mache. Nur für wenige seien die neuen technischen Möglichkeiten interessant, etwa Marken selbst ausdrucken zu können.

Aussterben werde das Hobby aber nicht, im Gegenteil, meinen die Briefmarkenfreunde. „Briefmarken, besonders Sondermarken, erzählen Geschichten über Menschen und Länder, und sind selbst Teil der Geschichte“, sagt Heidenfels, der auch ein Faible für Postkarten hat. „Wenn man auf dem Trödel oder bei Tauschtagen auf alte Marken und Karten aus der Region stößt, findet man darunter vielleicht auch Heimatgeschichte dokumentiert.“

So sammle der eine Marken mit Porträts von Persönlichkeiten, der andere bevorzuge als Motiv Bauwerke. Kästner: „Bei Tauschabenden hat man vielleicht eine Rarität für jemand anderen oder man findet selbst Interessantes.“ Manchmal tausche man, manchmal kaufe man für ein paar Euro von einem Vereinskollegen eine Marke. „Größere Summen fließen da nicht“, sagt Kästner. Der Verein bietet auch Ausflüge zu Briefmarkenbörsen an. Gäste sind willkommen.