Neue Postwertzeichen und Ganzsachen am 1. Juli 2015
Sonderpostwertzeichen: Deutschlands schönste Panoramen
„Der Chiemsee“ (MICHEL 3162-3163)
Prachtvoll liegt er inmitten der idyllischen Landschaft des Chiemgaus: Der Chiemsee, das „bayerische Meer“, ca. 90 Kilometer südöstlich von München, ist mit einer Fläche von rund 80 Quadratkilometern nicht nur der größte See Bayerns, er zählt auch zu den beliebtesten deutschen Ferienregionen. Allein eine halbe Million Menschen besuchen jährlich das unvollendete Traumschloss Ludwigs II. auf der Herreninsel. Attraktiv ist der Chiemsee insbesondere bei Badefreunden und Wassersportlern, die an seiner rund 64 Kilometer langen Uferlinie ideale Bedingungen für jegliche Art von Freizeitaktivitäten vorfinden.
Mit rund 60 Kilometern führt etwa der „Chiemsee-Ufer-Radweg“ einmal rund um den See. Da dieser mit einer durchschnittlichen Tiefe von 25,6 Metern relativ flach ist, erreicht er bereits im Juni häufig Wassertemperaturen von 20 Grad, im Sommer können es bis zu 25 Grad werden. Berühmt ist der Chiemsee jedoch wegen zwei seiner Inseln: Die „Fraueninsel“ (auch „Frauenchiemsee“) mit dem Benediktinerinnenkloster „Frauenwörth“ sowie die „Herreninsel“ (auch „Herrenchiemsee“) mit dem König-Ludwig-Schloss „Herrenchiemsee“. Markenzeichen der rund 15 Hektar großen „Fraueninsel“ ist der Zwiebelturm der 1200 Jahre alten Münsterkirche, dessen Spitze weit über den See hinausblickt. Den Namen erhielt die Insel einst vom Kloster „Frauenwörth“, das im Jahr 782 gegründet wurde. Setzt man von der Herreninsel nach Felden über und wandert Richtung Osten am Ufer entlang, erreicht an hinter Feldwies die Mündung der Tiroler Achen, den größten Zufluss des Chiemsees. Der Fluss spült wie auch die Prien und weitere kleinere Zuflüsse stetig Sand und Geröll-Ablagerungen in den See, so dass dieser zunehmend verlandet. Maß der See nach der letzten Eiszeit noch rund 200 Quadratkilometer und reichte bis an den Fuß der Alpen, hat er heute bereits zwei Drittel seiner ursprünglichen Größe eingebüßt. In einigen tausend Jahren – so glauben Wissenschaftler – wird das „bayerische Meer“ wohl ganz verschwunden sein.
MARKENSET „Chiemsee“ mit je 5 selbstklebenden Sondermarken der 2 Motive „Chiemsee“ aus der Serie „Deutschlands schönste Panoramen“ (MICHEL 3167-3168 im Folienblatt 49)
Sonderpostwertzeichen: 1000 Jahre Leipzig
(MICHEL 3164)
Dass Leipzig im Jahr 2015 ein Jahrtausend-Jubiläum begehen kann, verdankt die Stadt der Erwähnung des Ablebens von Eido, des Bischofs von Meißen. Er verstarb am 20. Dezember 1015 in der „urbs libzi“, wie Bischof Thietmar von Merseburg in seiner Chronik berichtete. „Libzi“ befand sich an einem Knotenpunkt des Handels, am Binnendelta der Flüsse Pleiße, Parthe und Weiße Elster. Aus dieser Keimzelle entwickelte sich der Ort Leipzig, der 1165 von Markgraf Otto von Meißen den Stadtbrief erhielt.
Leipzig trägt viele ehrenvolle Beinamen. Und tatsächlich hat die sächsische Metropole mindestens ebenso viele Facetten. Leipzig galt und gilt als bedeutende Handelsstadt, als Kulturzentrum und auch als Bücher- und Bildungsmetropole. Das kaiserliche Messeprivileg von 1497, ausgestellt von Maximilian I., beflügelte das Wirtschaftsleben. Nach dem Dreißigjährigen Krieg entstanden im Stadtzentrum prachtvolle Barockbauten – bis heute Beleg des damaligen Wohlstands. Ende des 19. Jahrhunderts begannen die „Mustermessen“, die – auch während der DDR-Zeit – im Frühjahr und Herbst veranstaltet wurden. Mehrere Jahrhunderte war die Metropole Standort zahlreicher Verlage und Buchdruckereien. Seit der deutschen Einheit hat sich die Leipziger Buchmesse im Frühjahr als Institution etabliert.
Der Thomanerchor – den einst Johann Sebastian Bach leitete – und das Gewandhausorchester genießen bis heute Weltruf. In der modernen Malerei haben die Vertreter der Neuen Leipziger Schule um Neo Rauch die Aufmerksamkeit der globalen Kunstszene erregt. Die Stadt war ein Vorreiter der friedlichen Revolution in der DDR – symbolisiert durch die Leipziger Nikolaikirche. Im Herbst 1989 erwuchsen aus den hier jeden Montag stattfindenden Friedensgebeten erst kleine und dann größere Demonstrationen. Schließlich versammelten sich über 100 000 Menschen, um für Reisefreiheit, mehr Demokratie und später auch die deutsche Einheit zu demonstrieren. Daraus resultiert auch die Bezeichnung „Heldenstadt“ – ein weiterer Ehrenname Leipzigs.
Sonderpostwertzeichen: 150. Geburtstag Philipp Scheidemann
(MICHEL 3165)
Mit den Worten „Es lebe die deutsche Republik!“ beschloss Philipp Scheidemann (1865–1939) am 9. November 1918 seine kurze Ansprache vom Fenster des Berliner Reichstags. Mehr war es nicht, aber auf dieses lang ersehnte Stichwort hin brach die versammelte Menge in Jubelrufe aus. Es war ein historischer Augenblick in revolutionär aufgewühlter Zeit. Der gemäßigte SPD-Politiker hatte soeben das endgültige Ende des Kaiserreichs besiegelt und die erste Republik ausgerufen, die den gesamten deutschen Nationalstaat umfasste.
Die Ereignisse standen unter besonderen Vorzeichen. Die Revolution, die sich über Arbeiter- und Soldatenräte im ganzen Land verbreitete, erforderte schnelle Entscheidungen. Als sich Scheidemann um die Mittagszeit des 9. November im Reichstag zum Mittagstisch niederlässt, wird ihm zugetragen, dass der USPD-Politiker Karl Liebknecht die deutsche sozialistische Republik ausrufen will. Parteifreunde drängen Scheidemann, zu der vor dem Gebäude versammelten Menge zu sprechen, um Liebknecht zuvorzukommen. Tatsächlich rief dieser nur wenige Stunden später vom Balkon des Berliner Stadtschlosses die „freie sozialistische Republik Deutschland“ aus. Sie wird aber historisch nicht wirksam, ihr war gewissermaßen der Wind aus den Segeln genommen worden.
Nach den Wahlen vom 19. Januar 1919 wird Scheidemann erster Regierungschef (Reichsministerpräsident) der Weimarer Republik. Aus Protest gegen die harten Bedingungen des Versailler Vertrags trat er aber bereits am 20. Juni 1919 von diesem Amt zurück. Berühmt geworden ist in diesem Zusammenhang seine rhetorische Frage: „Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in diese Fesseln legt?“. Der Rücktritt Scheidemanns markiert auch gleichzeitig seinen Abgang von der „großen“ Politik. Die Lebensspanne des Sozialdemokraten, dem bislang kein größerer öffentlicher Nachruhm zuteil wurde, reichte bis in die Hitler-Zeit. Er starb 1939 im dänischen Exil, kurz bevor die Nationalsozialisten in Dänemark einmarschierten.
Sonderpostwertzeichen: 75. Geburtstag Pina Bausch
(MICHEL 3166)
„Tanz kann fast alles sein“, hat Pina Bausch (1940–2009) einmal gesagt. Für die Tänzerin, Choreografin, Tanzpädagogin und Theaterleiterin war Tanz ein weiter Begriff, der Bewegungen genauso wie Gefühle umfasste. In ihren Choreografien ließ sie erstmals den klassischen Tanz mit Elementen wie Performance, Pantomime, Artistik, Schauspiel und Gesang zu einer neuen Kunstgattung verschmelzen: dem Tanztheater. Ihre innovative Tanzsprache machte sie ab den 1970er-Jahren zu einer Kultfigur der internationalen Tanzszene. Für viele gilt sie bis heute als bedeutendste Choreografin ihrer Zeit.
Philippine, „Pina“, Bausch wurde mitten im Krieg in Solingen geboren. Mit 14 Jahren wechselte sie an die „Folkwangschule“ nach Essen, wo sie unter dem Choreografen Kurt Jooss (1901-1979) Tanz zu studieren begann. Nach ihrem Studium wechselte Pina Bausch 1959 an die berühmte „Juilliard School of Music“ nach New York, die damals als Mekka des modernen Tanzes galt. 1973 ernannte sie der Generalintendant der Wuppertaler Bühnen, Arno Wüstenhöfer (1920-2003), zur Leiterin des Wuppertaler Balletts. Bereits nach kurzer Zeit benannte Bausch die Bühne in „Tanztheater Wuppertal“ um. Die neue Bezeichnung stand für die Abkopplung von reiner tänzerischer Routine sowie für die völlige Freiheit in der Wahl der Ausdrucksmittel.
Bausch-Inszenierungen glänzten durch ein innovatives Bühnenbild sowie ausdrucksstarke Kostüme. Mehr als 40 Stücke entwickelte Pina Bausch mit ihrem Ensemble im Laufe der Jahre. Zu den Berühmtesten zählen „Kontakthof“ (1978), „Nelken“ (1982), „Palermo, Palermo“ (1989) oder „Vollmond“ (2006). Pina Bausch hat den Tanz revolutioniert, ihm eine neue, theatralische Dimension beschert, ihn bereichert durch Sprache und Gesang. Sie hat eine Tanzsprache entwickelt, die rund um den Globus verstanden wird. Als sie am 30. Juni 2009 überraschend im Alter von 68 Jahren starb, hinterließ sie eine große Lücke in der Tanzwelt. Ihr Ensemble, das Tanztheater Wuppertal, hält ihr Werk und ihren Geist lebendig.
GEDENKGANZSACHE / Briefumschlag
600. Todestag des Reformators Jan Hus
Jan Hus (geboren ca. 1370, wahrscheinlich in Husinec, heute Tschechien; am 6. Juli 1415 in Konstanz auf dem Scheiterhaufen verbrannt) war christlicher Theologe, Reformator und Rektor der Karls-Universität zu Prag. Der Kirchenkritiker und Verfechter der Gewissensfreiheit wurde wegen seiner Lehre während des Konstanzer Konzils als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
GEDENKGANZSACHE / Postkarte
10 Jahre POSTCROSSING
Vor 10 Jahren, am 14. Juli 2005 , wurde das Projekt „Postcrossing“ gestartet. Es ermöglicht registrierten Teilnehmern Postkarten aus aller Welt zu erhalten. Für jede selbst versendete Karte bekommt man von einem anderen „Postcrosser“ eine zurück. Bereits am 11. April 2008 wurde die einmillionste Postkarte registriert.
Verfasst von Matthias Kästner | 0 Kommentare